15.06.04 Lada Tour 91 goes Därr 2004 - Nachlese

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Zivilisations-Chaos und verschlammte Wiesengründe

Bernd musste sich die Zusage auf die Anfrage der Firma Därr erst überlegen. Bayern und Schwaben freudige Emotionsbekundungen zu entlocken, kommt schließlich dem Schwierigkeitsgrad einer Kongoquerung mit zwei Lada Niva recht nahe. Doch Bernd liebt bekanntlich Herausforderungen.

Unerwarteter Weise bekam er Unterstützung von der Fluggesellschaft United. Um ihn für den legendären Lada-Vortrag (siehe Voodoo 2001) richtig in Stimmung zu bringen, ließ die Airline ihn mit Hilfe eines verspätetem Anschlussflugs auf dem Washingtoner Flughafen sitzen. Zeitgleich wurde eigens das Begräbnis Ronald Reagans veranstaltet. Damit war sichergestellt, dass es in ganz Washington kein Hotelzimmer gab. Anfangs dachte sich Bernd wohl noch mit vier United-Flügen nach Deutschland täglich und Platz 1 auf der Warteliste sollte das im Service Heaven Amerika kein Problem darstellen. Zwei ohne ihn startende Flugzeuge und eine Nacht später fühlte er sich jedoch bereits stark an afrikanische Zustände erinnert. Als die beiden nächsten Maschinen die Türen geschlossen hatten, blieb mir in Ulm nur es mit der, Afrikanern eigenen Gelassenheit hin zu nehmen: Morgen ist auch noch ein Tag - wenn auch für Bernd der letzte um rechtzeitig in Zellerreith zu erscheinen. In Washington muss Bernd derweil wohl die Angestellten von United mit afrikanischen Verhandlungspraktiken konfrontiert haben. Völlig unüblich öffnete die Maschine nach München kurz vor Start für ihn noch einmal die Luke.

Während Bernd es sich auf einem leergebliebenen Platz über dem Atlantik gemütlich machte, durfte ich zum Ausgleich seine Aufgaben mit übernehmen und den noch winterfesten Toyo startklar machen. Kommentar eines Nachbarn, als ich in der offenen Motorhaube hing: Jeden Tag ein Abenteuer.

In Zellerreith angekommen bot sich die Qual der Wahl: Auf die weitläufige Wiese zu den Stammtischgefährten oder in die erste Reihe zu den Reisefreunden? Bereits am Donnerstag war der Platz unglaublich voll. Reisemobil Trend der Zeit scheinen Iveco Turbo Daily und Sprinter zu sein. Die Fahrzeuge werden immer noch größer.

Und auch das Programm war voll gepackt. Die "Szeneprominenz" signierte ihre Bücher, bevor sie teils zum zeitgleich stattfindenden 20 Jahre Sahara-Club-Treffen weiter hastete. Heiß diskutiert präsentierte sich die umstrittene Libya Desert Rallye mit einem 8x8 aus dem Serviceteam um Andrea Mayer. Der u. a. aus dem Fernsehen bekannte sympathische Extremreisende Denis Katzer und Frau Tanja zeigten zusammen mit Hund Rufus ihre Show "7000 km zu Fuss mit Kamelen durch das australische Outback". Äußerst professionell und mit einem ganz besonderen Intro. Besonders gefiel die aufwendig geschnittene Video- und Diashow "Go East". Nicht nur die russische Musik hatte es mir dabei angetan: In unserer persönlichen Reisegefährt-Diskussion wird ab sofort wieder ein Lada Niva auftauchen!

Nach soviel Prominenz hatte Bernd also seine Herausforderung. Jetlag und die mit United verbundenen Begleiterscheinungen - Handy fast liegen lassen, Pass verloren, Gepäck irgendwo zwischen Washington und Frankfurt, zwei Stunden Schlaf auf dem Flughafen, vier Stunden warten in München - waren optimale Bedingung für einen gelungenen Ladavortrag. Das Rattern des ständig hängen bleibenden Diamagazins spielte die passende Begleitmusik - das kommt davon, wenn man in letzter Minute noch "Verbesserungen" vornimmt. Die, dank Regen und der etwas zu gut gemeinten Anti-Staub-Befeuchtung der Reithalle extrem hohe Luftfeuchtigkeit tat ihr übriges: Der Projektor kam mit Autofocus gar nicht mehr hinterher. Kommentar eines Zuschauer: "Hauptsache man konnte den Lada öfter mal erkennen." Ansonsten waren die, trotz verspäteter Stunde zahlreich erschienen Gäste wie üblich damit beschäftigt, sich an den mitgebrachten Campingstühlen festzuhalten, damit sie vor Lachen nicht herunter purzelten.

Nach erfolgreich getaner Arbeit konnten wir uns dann entspannt unserem Lieblingsvergnügen hingeben: Quatschen. Bernd schlug keinen Kuchen aus, der ihm angeboten wurde. Neben vielen alten und neuen Bekannten konnten wir auch endlich mal Rene und Sonja Kägi die Hände schütteln, mit denen wir bisher nur per Mail zu tun hatten. Die beiden hatten zuerst überlegt, uns durch die CAR zu folgen, sich dann aber dafür entschieden, auf der Westroute Pionierarbeit zu leisten. Sie sind inzwischen über die Ostroute heraufgefahren und offiziell noch gar nicht Zuhause ;-).

Eine zwingende Bedingung für den Erfolg des Därr Globetrottertreffen ist der Regen. Die Lagerfeuerromantik lässt sich unter dem Regenschirm ja auch ganz gut geniessen und ohne Regen würde die Wiese nicht schlammig und die Ausfahrt am Sonntag nur halb so spannend. Da die grossen Fahrzeuge immer mehr werden, muss man inzwischen auch gar nicht mehr so lange warten, bis der Boden bereitet ist. Endlich können sich einige der Weitgereisten im allradbetriebenen Mobil so richtig blamieren und die scharenweise vorhandenen Bergegurte dürfen herausgekramt werden. Dieses Jahr hat es einen bemitleidenswerten Landrover erwischt, dem nach der Ausfahrt aus dem Gelände der Vortrieb fehlte (Achse abgedreht?). Ein Bergegurt hat es da nicht mehr getan und der ADAC durfte die Restarbeit erledigen. Das gibt uns zu denken, ob der aktuell zur Diskussion stehende 130er wirklich ein würdiger Nachfolger für unseren Toyo ist.

Mit dem Ende verzogen sich langsam die Regenwolken und wir konnten das Treffen zusammen mit den Reisefreunden Michel und Marianne auf der Veranda unseres Reisegefährten Rudi ausklingen lassen und die Abendsonne genießen. Das letzte Mal waren wir in Addis so zusammen gesessen.


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