Südwest-Presse und www.südwest-aktiv.de
Ausgabe vom 22.05.2003
TRANSAFRIKA
Zu Gast bei Rebellen
im Südsudan
Eineinhalb Jahre lang ein Jeep als Zuhause
Eineinhalb Jahre
im Jeep
durch Afrika
Eine Kamera und zwei Wagemutige
Doppelt durch Afrika
Mit Pygmäen auf die Jagd
Globetrotter bald wieder da
Der lange Weg zurück
Ulmer am Südkap
Bei den Elefanten im Tschad
Einmal Südkap
und zurück

GLOBETROTTER
Kraft aus der Einsamkeit der Wüste

ABENTEUER / Zwei Ulmer sind anderthalb Jahre durch Afrika gefahren

Mit den Pygmäen auf die Jagd

Längs durch den Kontinent bis zum Kap der Guten Hoffnung und zurück

Der Weg war weit. 81 000 Kilometer. Sabine Fratzke und Bernd Späth haben sich durch Regenwälder gequält und Wüsten überwunden. Ihr Toyota Landcruiser brachte sie längs durch Afrika bis zum Kap und nach Ulm zurück. Anderthalb Jahre dauerte ihre Reise.

JÜRGEN BUCHTA

Nach anderthalb Jahren in Ulm zurück: Bernd Späth und Sabine Fratzke. FOTO: VOLKMAR KÖNNEKE
Die Schaufel steckt noch an der linken Seitenwand des weißen Geländewagens. Auch die Sandbleche, die Sabine Fratzke und Bernd Späth, beide 36, auf ihrer großen Fahrt durch Afrika Dutzende Male unter die Reifen geschoben hatten, um den Wagen wieder flott zu kriegen. Daneben kleben 24 Flaggen. "Die Wappen der afrikanischen und arabischen Länder, durch die wir gefahren sind", erzählt Frau Fratzke. Nur die Tunesiens und Saudi Arabiens fehlen. "Dort waren einfach keine zu bekommen."

Die beiden waren am 1. September 2001 zu ihrer großen Tour gestartet. Am 12. September, einen Tag nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York, befanden sie sich schon in der südalgerischen Wüste, jenem Landstrich, in dem während der vergangenen Wochen 32 Europäer gekidnappt und teilweise wieder befreit wurden. Damals lief der Tourismus nach zehnjährigem Krieg und Bürgerkrieg in der Region gerade wieder an. Die Menschen, viele nomadisierende Tuareg, hofften etwas Geld zu verdienen. "Die Leute waren sehr freundlich," erzählt Sabine Fratzke. "Aber an jenem Tag schon hatten sie brutal viel Angst, dass die Fremden wegen des Anschlags doch nicht kommen würden."

Von dort fuhren sie über Nigeria, den Tschad, Kamerun und die Zentral Afrikanische Republik in den Süd-Sudan, wo sie die ersten Deutschen seit zwölf Jahren waren - auch dort war der lange Bürgerkrieg gerade abgeflaut. Zehn Tage lang hatten sie dann versucht, in den Kongo zu kommen. Dann ließen sie es bleiben.

Gab es in manchem Land, das sie bereist hatten, doch immer die ein oder andere Rebellengruppe, die einen Teil des Landes kontrollierte und mit deren Einverständnis sie sich bewegen durften, so war die Lage im riesigen Kongo völlig undurchsichtig. Dort metzeln sich x Rebellenarmeen gegenseitig nieder. Durch Tansania, Malawi und Simbabwe fuhren die Ulmer nach Südafrika und Namibia. Dann auf der Ostroute in den Norden bis nach Äthiopien. Von dort setzten sie nach Djidda in Saudi-Arabien über und kehrten über Jordanien und Syrien nach Europa zurück.

Kriegsausbruch im Irak

In der syrischen Hauptstadt Damaskus erlebten sie den Ausbruch des Kriegs der USA und Englands gegen das Nachbarland Irak. "Eine Million Menschen demonstrierten damals auf den Straßen", berichtet Bernd Späth. Als Deutsche seien sie in der arabischen Welt stets willkommen gewesen, erzählt er weiter. Während die Schwarzafrikaner kaum nach Nationen unterschieden. "Für sie zählt eher die Hautfarbe: Hier Schwarz, da Weiß."

Unzählige Abenteuer haben die beiden Ulmer erlebt. Im Regenwald hatten sie Pygmäen auf die Jagd begleitet. Schwarze hatten sie als "Muzungu" begrüßt, was in der ostafrikanischen Sprache Suaheli "Weißer, Fremder, Landstreicher" bedeutet. "Mir kam vor, dass sie mit Muzungu eher wandelnden Geldbeutel meinten", scherzt Späth. Die städtische Jugend sei sehr von westlichen Konsumbildern geprägt. Doch fehlt ihr in aller Regel das Geld, diese auch umzusetzen. Also bettelt die Jugend die weißen Fremden an.

Ihr 15 Jahre alter Toyota, in dem Fratzke und Späth die vergangenen anderthalb Jahre gelebt hatten, ließ sie nicht im Stich. Zwei Reifensätze hat er zerschlissen, ein Kugellager ging zu Bruch - jetzt steht er wieder in Ulm. Derzeit räumen die beiden ihre Wohnung ein, die sie während ihrer Abwesenheit weitervermietet hatten. Am 1. Juni wird Entwicklungsingenieur Späth an seinem Arbeitplatz zurück erwartet. Bis Ende Mai hat ihm die Firma Reinz diesen unbezahlten Urlaub eingeräumt.